Laktanz

Schlagartig verliebt – wie meine Dissertation entstand

Würmer in Eingeweiden und zerfließende Tyrannenkörper – wie kam ich bloß dahin?

Kurz vor meinem Examen 2016 habe ich ein Hauptseminar in Kirchengeschichte besucht. Es ging um Menschenbilder in der Alten Kirche, also in Ost und West des Römischen Reichs bis ungefähr 400 n.Chr. Für die anschließende Hausarbeit habe ich mich mit De Ira Dei des spätantiken afrikanischen Autoren Laktanz beschäftigt. Eigentlich heißt Laktanz vermutlich Lucius Caecilius Firmianus Lactantius, aber außer in einer Einleitung verwendet wohl niemand diesen ausladenden Namen. Jedenfalls habe ich mich schlagartig verliebt. Nachdem ich jahrelang „klassische“ Autoren gelesen habe und eine überraschende Zuneigung zu Cicero entwickelt hatte, war Laktanz ganz mein Ding.

Promovieren! Aber worüber?

Als mein späterer Doktorvater mich dann fragte, ob ich nicht promovieren möchte, war recht schnell klar: Auf jeden Fall! – und auf jeden Fall zu Laktanz. Nach einigem Überlegen stand auch fest, dass ich mich gerne mit De mortibus persecutorum beschäftigen wollte, weil ich den Titel zwar immer wieder in Fußnoten gesehen hatte, aber quasi keine Literatur zu speziell diesem Werk zu finden war.

Gewalt? Gewalt!

In meinem mündlichen Lateinexamen hatte ich die Tragödien Senecas mit dem Schwerpunkt der Gewaltdarstellungen behandelt. Seneca war nämlich der erste, der die Gewalt auf der Bühne darstellte und nicht nur vom Chor beschreiben ließ. Und irgendwie hat mich diese Gewaltthematik fasziniert. Das klang alles total ästhetisch, war stilistisch ausgestaltet – und inhaltlich so unglaublich widerlich. Diese Kombination hat mich einfach in ihren Bann gezogen. Und so hatte ich das Thema zum Autor: Gewalt in Laktanz‘ De mortibus persecutorum. So ähnlich hieß der Arbeitstitel schon von Anfang an, nur der ein oder andere Zusatz ist im Laufe der Zeit verschwunden.

Die Ziellinie

Ziemlich genau vier Jahre später habe ich meine Dissertation schließich eingereicht. Dann hat es noch einmal fast ein Jahr gedauert, bis auch das Rigorosum geschafft war – Corona hat für einige Verschiebungen gesorgt. Und im Oktober 2021 war es endlich so weit: Ich hatte das erste gedruckte Verlagsexemplar in der Hand. Blood, Sweat and Tears – und jede Menge Liebe für dieses Buch. Mein erstes eigenes Buch.

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