Laktanz

Lact-was? #WerIstEigentlich Laktanz?

Leere, ratlose Gesichter. Genau das ist es, was ich sehe, wenn ich von meiner Forschung erzähle. Dabei liebe ich meine Forschung, bin begeistert und bekomme nicht genug davon. Die meisten fragen, ob das etwas mit Laktoseintolleranz zu tun hat. Oder vielleicht mit Maria Lactans, der kunsthistorischen Darstellung der Heiligen Maria. Weder noch: Laktanz ist ein Schriftsteller und Theologe.

Einer dieser Schriftsteller

Lucius Caecilius Firmianus Lactantius. Einer dieser Männer mit unheimlich langen Namen. Der nordafrikanische Autor lebte zwischen 250 n. Chr. und 325 n. Chr., wobei keine dieser Daten wirklich gesichert ist. Jedenfalls kannte er Diokletian und Konstantin. Also Konstantin den Großen, der mit der Konstantinischen Wende gemeint ist – ist ja kein so ungewöhnlicher Name. Diokletian war der Kaiser, der die Tetrarchie eingerichtet hat. Und unter beiden war Laktanz als Schriftsteller, Rhetor und Erzieher tätig. Die tetrarchischen Christenverfolgungen hat er wohl mehr oder weniger mitbekommen. Wo genau er sich aufgehalten hat, ist nicht gesichert, auch wenn viele kluge Leute sich darüber streiten und viele kluge Argumente finden.

Und was hat er so geschrieben?

Laktanz ist ziemlich beschäftigt gewesen. Neben De mortibus persecutorum, über das ich meine Doktorarbeit geschrieben habe, hat er jede Menge größere und kleinere Schriften verfasst. Zu den kleineren oder nicht überlieferten Werken zählen ein Symposium, De ave phoenice, ein Odoeporicum, ein Grammaticus und eine Briefsammlung. Hier hätte ich ja wirklich gerne mal die Nase reingesteckt. Tja, Pech gehabt!

Was wir aber lesen können sind seine größeren Titel. Seine Divinae Institutiones beispielsweise sind 7 Bücher lang und wurden bisher auch noch gar nicht vollständig übersetzt. Hierfür gibt es aber auch noch eine Zusammenfassung – da hat Laktanz wohl mitgedacht! Die sogenannten Epitome sind die Kurzversion der Divinae Institutiones, was übrigens so viel heißt wie „göttliche Unterweisungen“. Wem das ganze Latein zu viel ist, dem lege ich De ira Dei – „Vom Zorn Gottes“ ans Herz. Es gibt hervorragende Übersetzungen und die Lektüre ist richtig spannend! Außerdem hat Laktanz noch De opificio Dei geschrieben. Ein Werk über die Schöpfung.

Muss man den jetzt kennen?

Jein. Du musst ja schonmal gar nichts. Aber es lohnt sich! Laktanz gilt nach wie vor als DIE Quelle zur Christenverfolgung. Mit Euseb natürlich, aber um den geht es hier ja nicht. Alle Geschichtsbücher, Forschungsliteratur und jede Fernsehsendung, die über die Zeit 310-320 nach Christus berichten, stützen sich zu großen Teilen auf Laktanz. Da hilft es natürlich, wenn man weiß, welche Quellen die anderen benutzen. Und gerade Laktanz ist oft ein „Steinbruch“ für historische Rekonstruktion. Was wirklich in seinen Schriften steht, wissen nur wenige. Dabei sind sie gar nicht schwer zu lesen. Es ist sogar sehr anfängerfreundliches Latein. Meine Empfehlung daher: Schnapp dir eine der tollen Übersetzungen, die es gibt, und schau einfach selbst rein. Und wenn du Spaß an den alten Sprachen hast, lies ihn gleich im Original.

Viel Spaß!

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